Mazda und das Auto im Koffer: Das verrückteste Experiment der 90er | Auto-News – automotive24.center

Das Mazda-Auto, das in einen Koffer passt: Das genialste und verrückteste Experiment der 90er!

Auf dem Foto sieht man einen Mann mit einem ganz normalen Reisekoffer. Zumindest auf den ersten Blick…

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Der Clou: In diesem Koffer versteckt sich… ein voll funktionsfähiges Fahrzeug. Und nein, das ist kein Scherz und kein Messe-Gag. Anfang der 90er baute Mazda tatsächlich ein Auto, das man wie Gepäck mitnehmen konnte.

Als man den Ingenieuren erlaubte zu träumen

In jenen Jahren veranstaltete Mazda einen internen Wettbewerb namens Fantasyard. Die Regeln waren einfach und zugleich kühn: Mitarbeiter durften jeden beliebigen Vorschlag einreichen, solange er wirklich fahrbar war. Ohne Einschränkungen durch den gesunden Menschenverstand. Genau in dieser Atmosphäre der Freiheit entstand eines der seltsamsten Autos in der Markengeschichte.

Die Idee stammte vom Ingenieur Yoshimi Kanemoto. Er flog beruflich viel und kannte das Gefühl nur zu gut: Du landest, und dann heißt es warten auf den Bus, Umsteigen, Zeitverlust. Irgendwann dachte er: Was, wenn man sein Auto einfach mitnehmen könnte?

Ein Koffer, der fährt

Als Basis diente ein normaler Samsonite-Reisekoffer mit den Maßen etwa 57 × 75 cm. Er wurde verstärkt – nicht wegen der Stabilität, sondern um einen Zweitakt-Motor mit nur 33 cm³ Hubraum einzubauen. Leistung: 1,7 PS, was lächerlich klingt, bis man die Dimension der Idee begreift.

In den Koffer passte buchstäblich alles:

  • der kleine Motor
  • der Kraftstofftank
  • der Sitz
  • der Lenker mit Vorderrad
  • die Hinterachse

Zerlegt sah es aus wie normales Gepäck. Zusammengebaut wurde daraus ein winziger Dreiradwagen, der bis zu 30 km/h schnell war. Der Aufbau dauerte etwa eine Minute – und das ganz ohne Werkzeug.

Fast serienreif, aber viel zu verrückt

Das Projekt war so erfolgreich, dass das Team den Wettbewerb gewann. Mazda baute sogar noch zwei weitere Exemplare: eines für die USA und eines für Europa. Diese Versionen hatten schon eine komplette Ausstattung – Scheinwerfer, Blinker, Hupe und sogar ein Differenzial, um die Fahreigenschaften zumindest etwas zu verbessern.

Leider kam die Idee nie in die Serienproduktion. Der Originalprototyp wurde durch einen dummen Zufall zerstört, die europäische Version verschwand spurlos, und bis heute überlebte nur das amerikanische Exemplar. Das letzte Mal zeigte Mazda das „Koffer-Auto“ öffentlich 1994 – in der Oprah Winfrey Show.

Warum das heute unmöglich wäre

Ehrlich gesagt: Selbst wenn Mazda den Trick heute wiederholen wollte, wäre eine Zulassung für den öffentlichen Straßenverkehr nahezu ausgeschlossen. Die aktuellen Sicherheitsvorschriften würden keinerlei Chance lassen.

Doch die Idee fasziniert bis heute. Ein Auto, das man ins Flugzeug mitnehmen kann – das ist die Quintessenz der Ingenieursfantasie der 90er. Und auch wenn das „Koffer-Auto“ heute höchstens für Fahrten zwischen den Terminals eines Flughafens taugen würde, bleibt die Tatsache: Wenn man Ingenieuren echte Freiheit gibt, entstehen wahrhaft erstaunliche Dinge.