Elektrobusse in deutschen Städten: Zweifel an der 'idealen' Lösung | Auto-News | automotive24.center

Elektrobusse in den Städten: Warum Deutschland die 'perfekte' Lösung zunehmend infrage stellt

Die Idee klingt verlockend: Elektrobusse, Ruhe in den Straßen, saubere Luft und moderner, zukunftsweisender Nahverkehr

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Genau so wurde es der Öffentlichkeit in den letzten Jahren verkauft. Deutschland treibt den Umstieg des öffentlichen Nahverkehrs auf Elektroantrieb energisch voran – bereits heute ist ein wachsender Anteil der Busflotte elektrisch, besonders in den Großstädten, mit ambitionierten Zielen, Diesel bis Ende des Jahrzehnts komplett abzuschaffen. Doch in der Praxis erweist sich alles als deutlich komplizierter.

Das Problem, über das man nicht laut sprach

Fangen wir mit einer einfachen Tatsache an, die lange ignoriert wurde: Elektrobusse sind deutlich schwerer als herkömmliche Modelle. Ein typischer Diesel-Stadtbus wiegt im Schnitt etwa 12–14 Tonnen, ein elektrischer hingegen erreicht leicht 18–20 Tonnen. Der Unterschied ist enorm und bedeutet reale Belastung für Straßen und umliegende Infrastruktur.

Viele Städte waren darauf nicht vorbereitet. Asphalt, Straßenunterbau und alte Gebäude entlang der Linien wurden für wesentlich geringere Lasten ausgelegt.

Vibrationen statt Ruhe

Paradoxerweise beklagen Anwohner statt der erhofften „Ruhe und Gelassenheit“ zunehmend Vibrationen – und das nicht nur gelegentlich, sondern fast durchgehend. Besonders stark wirkt sich das auf Abschnitten mit Tempo-30-Schwellen oder Unebenheiten aus.

Der tonnenschwere Akku erzeugt bei der Überfahrt Stoßbelastungen, die sich auf den Boden und benachbarte Gebäude übertragen. Das Gefühl ist vergleichbar mit dem Leben neben einer Straßenbahnlinie – nur ohne Schienen. Und im Gegensatz zu Straßenbahnen tragen Elektrobusse aktiv zur schnelleren Zerstörung der Fahrbahn bei.

Städte, in denen das Problem offensichtlich wurde

Deutliche Beispiele finden sich in Bereichen von Berlin und Hamburg, wo Bewohner über verstärkte Vibrationen und schnellere Straßenschäden berichteten. Auf manchen Linien sank die Vibrationsbelastung spürbar, als die Elektrobusse vorübergehend durch leichtere Dieselmodelle ersetzt wurden; mit der Rückkehr der E-Busse kehrte auch das Problem zurück.

Studien auf Strecken in München und Köln zeigten, dass diese Busse den nächtlichen Ruhebedarf der Anwohner stören – ein Thema, das in dicht besiedelten urbanen Gebieten besonders sensibel ist.

Die Reaktion der Behörden – und die Fragen, die sie aufwirft

In einigen Städten bagatellisierten die Verantwortlichen das Problem mit dem Hinweis, dass Fahrzeuge generell schwerer werden und nichts Außergewöhnliches geschehe. Theoretisch klingt das plausibel, in der Praxis wirkt es jedoch wie eine Ausrede.

Ja, Pkw werden schrittweise schwerer. Aber sie legen nicht über Nacht mehrere Tonnen zu. Bei den Bussen war genau das der Fall – durch eine politisch-administrative Entscheidung, nicht durch natürliche technische Entwicklung.

Die Schlussfolgerung, die sich aufdrängt

Das Problem liegt nicht im Elektroantrieb an sich. Der kann eine hervorragende Lösung sein – dort, wo er passt. Das Problem ist der dogmatische Ansatz: „Elektrisch ist immer und überall besser.“

Die Erfahrungen in deutschen Städten zeigen klar: Wer Nebenwirkungen und reale Betriebsbedingungen ignoriert, erzeugt neue Probleme statt alte zu lösen. Manchmal ist es klüger, innezuhalten, Fehler einzugestehen und den Kurs zu korrigieren. Die Frage ist nur, ob die Verantwortlichen dazu bereit sind – oder weiter so tun, als wäre alles in Ordnung.