
Die Idee klingt schön: Es gibt keinen echten Gegensatz, nur Ingenieure, die an Batterien arbeiten, und andere, die an Benzin und Diesel schrauben – doch alle lieben Autos und wollen eine bessere Zukunft. Man würde es gerne glauben.
Die Welt ist zu schwarz-weiß geworden
Noch vor Kurzem konnte man über Autos entspannt diskutieren: Die einen mochten Turbomotoren, die anderen Saugmotoren, manche Diesel – und niemand wurde deswegen zum Feind erklärt. Heute reicht es, am „einzig wahren Weg“ zu zweifeln, und schon stehst du automatisch auf der anderen Seite der Barrikade. Selbst wenn du Elektroautos grundsätzlich nichts absprichst, sondern nur findest, dass die Wahlfreiheit erhalten bleiben sollte.
Die Logik „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns“ funktioniert tadellos. Argumente spielen keine Rolle mehr, entscheidend ist nur, in welches Lager man dich einsortiert hat.
Warum der Konflikt trotzdem real ist
Die These, dass Entwickler von Elektroautos und Ingenieure klassischer Fahrzeuge „auf dasselbe Ziel hinarbeiten“, klingt versöhnlich, übersieht aber einen entscheidenden Punkt: die Spielregeln sind unterschiedlich. In der Praxis erhält eine Seite:
- staatliche Förderungen und Steuervorteile;
- wird als moralisch überlegen dargestellt;
- wird von Regulierungsbehörden und Medien unterstützt.
Die andere Seite sieht sich Einschränkungen, Verboten und ständigem Druck ausgesetzt. Hier geht es nicht mehr um Technologie, sondern um schlichte Asymmetrie. Wenn die einen unabhängig vom Ergebnis belohnt und die anderen schon fürs Diskutieren bestraft werden, kann von Gleichheit keine Rede sein.
Die Mittel sind genauso wichtig wie das Ziel
Man kann so viel über eine strahlende Zukunft und Umweltschutz reden, wie man will – in der Realität ist der Weg dorthin mindestens genauso wichtig wie das Ziel selbst. Wird Fortschritt administrativ durchgesetzt, über Verbote und Etiketten, erzeugt er zwangsläufig Widerstand.
Eines der treffendsten Beispiele ist der Vergleich mit einem Krieg: Beide Seiten können Frieden wollen, doch das hebt den Konflikt nicht auf. Solange eine Seite systematisch Ressourcen und Rederecht entzogen werden, wirken Aussagen über „gemeinsame Begeisterung“ naiv.
Autos sind nur ein Teil eines größeren Problems
Die Geschichte mit den Elektroautos spiegelt einen allgemeinen Trend wider. Jede Kritik wird als Sabotage gewertet, jeder Zweifel als Ketzerei. Dabei erweisen sich viele Prognosen der Skeptiker im Laufe der Zeit als richtig: Die Infrastruktur hinkt hinterher, der Markt ist verzerrt und der Verbraucher stimmt mit dem Geldbeutel anders ab, als Politiker es erwartet hatten.
Ich finde, die Stärke der Autowelt lag immer genau in ihrer Vielfalt. Elektroautos können für bestimmte Aufgaben und Menschen eine hervorragende Lösung sein, sie aber zur einzig zulässigen Wahrheit zu erheben, führt in eine Sackgasse.
Also „wir gegen die“ oder nicht?
Theoretisch nein. Praktisch ja – solange die Regeln bewusst in eine Richtung geneigt sind. Man kann nicht ernsthaft von einem Team sprechen, wenn die einen nach vorn geschoben und die anderen über Bord geworfen werden. Eine echte Versöhnung wird erst möglich, wenn eine einfache Wahrheit anerkannt wird: Es gibt keine Universallösung für alle, und Fortschritt darf nicht auf der Unterdrückung von Alternativen aufbauen.
Bis das passiert, klingen Sätze wie „Wir arbeiten alle nur mit anderem Material“ zwar schön – aber genauso realitätsfern.